Jan Decker
In den Bäuchen der Städte atmete ich auf
Hörspiel
Was macht ein Schriftsteller, wenn er nicht mehr schreibt – oder
vielleicht nicht mehr schreiben kann? Was geschieht, wenn aus angestrengten
Übungen zur Sprachverflüssigung – ein Schriftsteller hackt in die
Schreibmaschine – die Erzählung seines Lebens wird? Diese Fragen leiten einen
vielschichtigen polyphonen Versuch ein, sich mit dem Leben und Werk des
Schriftstellers Wolfgang Koeppen (1906–1996) auseinanderzusetzen. In drei
unterschiedlichen Annäherungen wird dessen gewagte Poetisierung des Lebens, das "Schreiben
als Lebensform", kritisch abgehört. Dabei entfernt sich die Wirklichkeit vom
zweifelnden, nach der flüssigen oder richtigen Formulierung suchenden
Schriftsteller. Es geraten immer stärker die traumartigen Stimmen seines Lebens
in den Vordergrund, die sich dem nüchternen Bewusstsein gleichzeitig entziehen.
Am Ende dieser Traumreise in das Lebensgebäude des Wolfgang Koeppen könnte sich
vielleicht eines klären: Was sagt uns Wolfgang Koeppen heute noch – und was
sagt uns eine Schriftstellergeneration, die an einem unbestechlichen
Wahrheitsbegriff festhielt und sich, wie im "Fall Koeppen", beharrlich weigerte,
eine definierte Rolle zu spielen? "Der Schriftsteller" – heißt es im Hörspiel – "eignet sich an, was allen gehört. Er ist der gebildete Dieb." Ist er das
wirklich, oder ist sein anarchischer Traum vom Schreiben nicht doch ein ganz
bürgerlicher und ohnehin längst ausgeträumt?
Regie: Alfred Behrens
Mit: Hanns Zischler, Matthias Brandt, Nicole Boguth, Valery Tscheplanowa, Laura Maire, Matthias Haase, Sebastian Nakajew, David-Noel Grünewald, Marco Steeger, Frank Stöckle, Berthold Toetzke, Bodo Primus, Ernst Konarek, Oscar Pearson, Andreas Szerda
Produktion: SWR 2009
Länge: 68'47
Sendungen
DRS2 7.9.2011
WDR3 5.3.2011
US SWR2 29.5.2009
Rechte
Jan Decker